Kommunikationsanleitung
Man kann nicht nicht kommunizieren.

Was der gute Paul Watzlawick da im ersten seiner Axiome zur Kommunikation behauptet, unterschreibe ich sofort. Ich kommuniziere berufsbedingt viel und ich kommuniziere gern. Besonders gern mit Kindern aber natürlich auch mit großen Menschen.

Im Zuge der Planung unseres Studientages zum Thema Kommunikation gab es in der Vorbereitungsphase den wundervollen Impuls, doch eine Anleitung zum Aufbau gelungener Kommunikation bzw. eine persönlich Handreichung zu erstellen. Mein Gehirn hat diese Idee sofort mit einem schwedischen Möbelhaus vernetzt. Alltagswissen eben. Als Schubladenprojekt ist der Vorsatz, mich damit zu beschäftigen, jedoch schnell in Vergessenheit geraten. Dann kam Corona. Der Studientag wurde abgesagt (mittlerweile zum zweiten Mal), die Schulen wurde geschlossen und die berufliche Kommunikation hielt gänzlich Einzug ins Private. Ich habe das trotz mittlerweile jahrzehntelanger Netz- und Social Media - Affinität, trotz schulischer E-Mail-Adresse, trotz praktikabler Schulcloud und weit fortgeschrittener Digitalisierung an unserer Grundschule, trotz des etablierten Lehrer*innen Home Office als Invasion und zunehmende Belastung empfunden.

Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwammen, die vorhandenen Kommunikationswege und damit die stete Erreichbarkeit wurde ausgenutzt. Dabei unterstelle ich niemandem bösen Willen. Die veränderten Arbeitszeiten, die Belastung des Home Office nebst Home Schooling nebst allen anderen Belangen, Aufgaben und Bedürfnissen hat wohl jede und jeder verspürt. Kommuniziert wird dann, wenn man die Zeit dafür findet - oftmals asynchron.  

Allerdings fühle ich mich nun doch bemüßigt, die großen Menschen, mit welchen ich beruflich kommuniziere, an meine persönliche Anleitung zu erinnern. In meinen engsten Teams gibt es andere Absprachen und mehr Freiheiten; das ist klar.

  • Ich habe die Benachrichtigungen für Schulmails deaktiviert.
  • Schülerinnen und Schülern antworte ich zeitnah (via E-Mail oder im Chat).
  • Meine Antwortgeschwindigkeit liegt je nach Anliegen und Dringlichkeit zwischen fünf Sekunden und fünf Tagen. Manche Inhalte nehme ich bloß zur Kenntnis, antworte aber nicht.
  • Ich habe kein Diensthandy. Das bitte ich zu berücksichtigen.
  • Ich übernehme keine Gewähr für mein kommunikatives Verhalten vor dem ersten Kaffee/ Tee oder nach einem Feierabendbier/ -tee.
  • Nachrichten empfange ich gerne werktags zwischen 08:00 und 19:00 Uhr.
  • Ich möchte am Wochenende weder von Kolleginnen oder Kollegen noch von Eltern telefonisch oder via Messenger-Dienst kontaktiert werden.
  • Ich mache im Ernstfall (Lockdown, Quarantäne) mit dem Radl weiterhin Hausbesuche, sofern ich mich nicht selbst in Quarantäne befinde, da die Echtzeitkommunikation und die Beziehungsarbeit gerade mit den Kleinen so wichtig ist.
  • Für Videochats mit den Kindern gibt es festgelegte Zeiten. Ebenso für Elterngespräche per Videochat.
  • Ich nutze Jitsi, BigBlueButton und ja, auch MS Teams.
  • Ich höre keine Sprachnachrichten ab. Die mag ich wirklich nicht.

Manch eine*r hält es für reichlich übermütig, dass ich überhaupt meine private Handynummer herausgebe. Allerdings habe ich ja auch was von diesem Kommunikationsweg.

Wie handhabt Ihr die berufliche Kommunikation (in Zeiten von Corona)? Hat sie sich wirklich so sehr verändert?  

Author image

About Frau Hmpf

  • Berlin